Nibelungen Kurier | Momentaufnahme: Der VfR Wormatia steht nach dem 17. Spieltag auf einem Nichtabstiegsplatz

22.11.2010

 

Von Klaus Diehl

Ein „Traumtor“ von Rudi Hübner war der Auftakt zum 3:0-Sieg gegen die Stuttgarter Kickers / Gästefans flippten während und nach dem Spiel aus

Es wäre völlig falsch und man würde  die ausgeflippten Stuttgarter Fans gar noch besonders dafür belohnen, ließe man sich den hoch verdienten 3:0-Sieg der Borschers-Schützlinge gegen die Stuttgarter Kickers dadurch gar vermiesen lassen. Vielmehr sollte und muss man positiv hervor heben, dass sich die Wormaten ihrer Vorbildfunktion absolut bewusst waren, bei so vielen Jugendlichen und Kindern, die durch die EWR-Freikarten-Aktion über die Schulen in das Stadion gekommen waren, guten und erfolgreichen Fußball zu zeigen. Voraussetzungen um siegreich zu sein,  sind Kampfgeist, Einsatz und unbedingter Siegeswillen und wenn – besonders nach der Pause – fußballerische Qualität in hohem Maße noch  dazu kommt, wie man dies bei den Wormaten in den  Heimspielen davor in dieser Saison noch nicht erlebt hat, so sind die Mannen um Kapitän Sandro Rösner, hierbei ihrer Vorbildfunktion bestens nachgekommen. Ja, dass es am Ende zu einem hoch verdienten 3.0-Sieg gar reichen würde, die "Blauen" aus Stuttgart waren angesichts der Torchancen auf Wormatia-Seite, besonders im zweiten Spielabschnitt noch sehr gut bedient,  war eigentlich nicht unbedingt zu erwarten. Hatten doch die Wormaten zuletzt in Darmstadt nach einer durchaus vermeidbaren 0:1-Niederlage, wieder die "Rote Laterne" als Tabellenletzter übernehmen müssen. Stuttgart dagegen kam mit dem Empfehlung eines 4:0-Auswärtssieges bei Eintracht Frankfurt II und einem 7:2-Heimsieg gegen den FSV Frankfurt II aus den letzten zwei Spielen nach Worms.

Doch die Wormaten zeigten von Beginn an keinen Respekt vor den Degerlochern, machten die Räume eng und blieben in den Zweikämpfen auch  meist Sieger. Eine Tatsache, die dem Ex.-Nationalspieler und Kickers-Trainer Dirk Schuster, gewaltig die Stimmung vermiest hatte. Auf die Frage, ob seine Mannschaft unterschwellig nach dem Motto spielte. "Wir gewinnen beim Tabellenletzten ohne uns groß anstrengen zu müssen", verneinte der Kickers-Trainer: Er habe vielmehr vor dem Spiel darauf hingewiesen, dass der VfRWormatia eine gute Mannschaft  hat, aggressiv sicherlich zu Werke gehen wird, sich von Spiel zu Spiel unter Ronny Borchers gesteigert hat und dadurch auch immer mehr Selbstvertrauen gewinnt. "Ich  habe ausdrücklich  davor gewarnt. dass dieses Spiel in Worms kein Freibrief für Punkte durch die beiden Siege zuvor sein wird". Aber irgendwie müssen seine Spieler nicht richtig zugehört haben und ließen alle positiven Eigenschaften  vermissen und von einer Tor-Schießbude mit zuletzt 11 erzielten Toren, war weit und breit nichts zu sehen und bis auf einige wenigen und kaum Torgefahr bringende Szenen vor seinem Kasten, dürfte Wormatia-Schlussmann Kevin Knödler einen selten so ruhigen Nachmittag im Wormatia-Trikot verbracht haben. 

Auf der anderen Seite stand die alte Fußball-Weisheit: "Eine Mannschaft spielt nur so gut, wie es der Gegner zulässt". Die Wormaten waren aber nicht bereit den Gästen viel zuzulassen und bewiesen nicht nur eine tolle Moral, sondern auch teilweise fußballerisches Können und großem Siegeswillen. Da war im Verlauf der 90 Spielminuten auch deutlich zu erkennen, dass die Leistung der Wormaten hinsichtlich Stabilität immer mehr Fortschritte macht und gegen die Stuttgarter Kickers ihr bisher bestes Saisonspiel ablieferten. Doch Ronny Borschers wäre nicht Ronny Borschers, wenn er  auch in der  Stunde nach einem absolut verdienten Sieg auf die Euphorie- Bremse treten würde. Dieser Sieg ist schön und man sollte ihn auch genießen. Doch erreicht haben wir noch nichts, auch wenn wir damit auf den 15. und den Klassenerhalt bedeutenden Tabellenplatz aufgerückt sind."Wir müssen weiter an unserer Stabilität der Qualität bis zur Winterpause arbeiten. Da gibt es auch keine zusätzlichen Freiheiten bis dahin. Doch wie wir heute unsere Zweikämpfe bestritten und auch meist erfolgreich abgeschlossen haben,  das war schon mehr als außergewöhnlich", so Ronny Borschers, der sich auch über die vielen Kinder und Jugendlichen freute., die denn auch ein gutes Spiel der Wormaten sahen. So kann man neue Fans gewinnen und auch die Kids hätten nichts dagegen und werden auch sicherlich wiederkommen. Dazugab es viel Lob für die Mannschaft, für die stellvertretend  Matthias Lang genannt sei. Ein außergewöhnlicher Spieler so Ronny Borschers, der sich mittlerweile nach verletzungsbedingter Pause und beruflicher Inanspruchnahme, wieder heran gekämpft hat. Nachdem Marco Stark nach seiner Gelbsperre in Darmstadt wieder in das Abwehrzehntrum neben Sandro Rösner rückte, übernahm Mattias Lang die rechte Position in der Vierer-Abwehrkette. Dafür rückte Christoph Böcher als zweiter Sechser vor. Eine weitere und auch absolut geglückte Maßnahme, war Lucas Oppermann ganz vorne in der Spitze neben Rudi Hübner aufzubieten.

Nachdem sich die Wormaten auf – man weiß dies seit Jahren – auf den nicht gerade sich als Teppich darbietenden Rasen  abgefunden und stabilisiert hatten, eröffnete Lucas Oppermann, ein Spieler der nicht nur den Ball halten kann, sondern auch bei Eins-in-Eins-Situationen seine Stärke hat,  nach einer Viertelstunde den gezielten Marsch in Richtung Stuttgarter Tor, kam aber nicht richtig zum Abschluss. Ebenso Kevin Wittke (25.) dessen Freistoß knapp vorbei ging.. In der 34. Minute begann aber die Jubel-Arie bei den Wormatia-Fans. Rudi Hübner bewies hierbei, dass auch Wormaten Zauber-Tore erzielen können.  Nach einem Einwurf kam er am linken Strafraum-Eck an den Ball, drehte sich blitzschnell und der Ball flog hoch und unhaltbar in das rechte Toreck. Keine Chance für Kickers-Torhüter  Daniel Wagner, der bis zur Pause und auch im zweiten Durchgang seine Elf am Ende vor einer durchaus möglichen  höheren Niederlage bewahrte. Martin  Gollasch, Marco Stark und Kevin Wittke,  konnten bis zur Pause weitere Torchancen  noch nicht nutzen. 

Angesichts der Tatsache, dass die Stuttgarter eine Woche zuvor nach einem 1:2-Pausen-Rückstand noch  mit 7:2 gegen FSV Frankfurt II gewonnen hatten, sah man aus Wormser Sicht den zweiten 45 Minuten etwas sorgenvoll entgegen. Hierbei schienen die Gäste auch zunächst darauf aus zu sein, ihrerseits mit dem Toreschießen zu beginnen, doch es klappte nicht. Vielmehr waren es die Wormaten, die ab der 65. Minute mit einem wahren Power-Play, das Stuttgarter Tor unter Beschuss nahmen. Christoph Böcher,, Lucas Oppermann gar zweimal,  Sandro Rösner und Marco Stark hatten Riesenchancen, ehe Oppermann (73.) das verdiente 2:0 gelang. Alles schien gelaufen, doch die etwa 200 Stuttgarter Fans waren davon offensichtlich so angekratzt, dass einige über den Zaun des Gäste-Blocks kletterten und nur mit viel Mühe wieder dorthin zurück verfrachtet werden konnten. Die Partie war denn auch für etwas drei Minuten unterbrochen. Danach aber ging der  Sturmlauf der Wormaten  weiter und in der 84. Minute stand es 3:0.  Nach einer Flanke von Artur Krettek, kam der Ball über Rudi Hübner zu  Kevin Wittke, der sich hart bedrängt dennoch durchsetzen konnte, in den Strafraum eindrang und der Ball  im Stuttgarter  Netz landete.