Wormatia gegen Essen – Ein Duell auf Augenhöhe?

Was nach dem 0:5 bei RWE am 8. Spieltag eine wahnwitzige Behauptung gewesen wäre, ist für Essen mittlerweile zur bitteren Realität geworden. Die Statistik ist hier unerbittlich: Seit diesem 0:5 hat Wormatia 19 Punkte geholt, Essen gerade mal 4 Punkte mehr. Freundlich ausgedrückt, spielt Essen nicht gerade wie ein Aufsteiger, weshalb man sich vom Saisonziel Aufstieg mittlerweile verabschieden darf. So kommt es, dass heute die schlechteste Heimmannschaft gegen das zweitschlechteste Auswärtsteam spielt.
Der große Unterschied zwischen beiden Mannschaften heißt Sascha Mölders (24). 22 Treffer in 24 Spielen, gerade mal ein Tore weniger als der komplette Wormatia-Kader. Für Duisburg hatte Mölders in den letzten zwei Jahren 11 Bundesligaspiele (kein Tor) und 49 Oberligaspiele (39 Tore) absolviert. Seit der Winterpause steckt er in einem kleinen Formtief und hat erst zwei Tore erzielt. Ihm zur Seite steht der bundesligaerfahrene Markus Kurth (35). 110 Bundesligaspiele (17 Tore) und 219 Zweitligaspiele (54 Tore) für Leverkusen, Nürnberg, Köln und Duisburg heißt seine beeindruckende Bilanz. Fünf Tore hat er dieses Jahr erzielt. Auch die zuletzt vom Trainer ausgemusterten Michael und Stefan Lorenz (57 bzw. 27 Zweitligaspiele) oder Stefan Kühne (38 Zweitligaspiele) haben höherklassige Erfahrung, und auch für den Rest des Kaders ist die Regionalliga kein Neuland. Da wären zum Beispiel auch noch Silvio Pagano, Robert Mainka und Winterneuzugang Mike Wunderlich zu nennen, die dem Essener Mittelfeld eine ganz eigene Klasse verleihen.
Wenn man dies alles so liest, muss man sich doch sehr wundern, warum RWE mit seinen unbestreitbaren Qualitäten seit geraumer Zeit auch nicht nennenswert mehr leistet als Wormatia. „Im Training sind wir die Größten, auf dem Platz haben wir keinen Arsch in der Hose”, meint Stefan Kühne. „Wir spielen eine schlechte Saison, warum weiß niemand.“, sagt Markus Kurth. Manager Thomas Strunz hat mit Trainer Michael Kulm einen Schuldigen ausgemacht und diesen nach dem 1:2 gegen Bochum entlassen (auch wenn er ihm eine Woche zuvor noch eine Jobgarantie bis Saisonende gegeben hatte). Neuer Trainer ist der Ex-Bielefelder Jahrhunderttrainer Ernst Middendorp, der in den letzten Jahren viel in der Welt herumgekommen ist: Asante Kotoko, Hearts of Oak, Teraktor Sazi, Kaizer Chiefs, Changchun Tatai hießen seine Stationen. "Ich bin zwar 50 Jahre alt. Aber gehen Sie davon aus, dass ich sehr wohl weiß, wie man ein modernes Training gestaltet. Und ich lasse immer noch mit Bällen üben – und nicht mit Steinen.", so Middendorp nach dem ersten Training.