Zwei Punkte am Bruchweg verloren

Eine 2:0-Halbzeitführung durch Steil und Sauter macht Mainz durch zwei Freistöße binnen fünf Minuten zunichte. Mehring antwortet mit dem 3:2, doch der Sieg entgleitet per Elfmeter in der Schlussminute.

Der Mainzer Bruchweg. Eine schlechte Adresse für die Wormaten, seit man dort nur noch auf die zweite Mannschaft der Nullfünfer trifft. Bei der ersten Begegnung im Jahre 1997 gab es dort einen klaren 3:0-Auswärtssieg. Und seither? Acht Spiele, sechs Niederlagen, zwei Unentschieden. 2002 gab es zwar noch einen Auswärtssieg, aber da fand das Spiel in Mombach statt. Diesmal waren die drei Punkte zum Greifen nah.

Im Vergleich zum Heimsieg gegen Freiburg gab es eine Änderung. Für den verletzten Nassim Banouas rückte Benni Himmel auf die Doppelsechs, den freien Platz rechts in der Viererkette übernahm an alter Wirkungsstätte der wiedergenesene Eugen Gopko. Der zuletzt gelb-gesperrte Marcel Abele nahm auf der Bank Platz. Da in den letzten Spielen der Zustand des Rasens immer ein Thema war, darf auch diesmal eine Bewertung nicht fehlen: Einwandfrei und gut gepflegt! Warmmachen vor dem Spiel war verboten, dazu ging es extra auf den Nebenplatz. Der gute Platz ließ durchaus die Erwartungen steigen, das sollte schließlich Fehler und Fehlpässe minimieren. Und so war es auch. Ob hoch oder flach, Scipon Bektasi und Romas Dressler im Sturm erhielten reihenweise gute Pässe, es gab gelungene Kombinationen und Dribblings zu sehen und so ergaben sich einige gefährliche Aktionen. Das galt allerdings auch für die Gastgeber, deren Offensive man wahrlich nicht als harmlos bezeichnen konnte. Insbesondere wenn Daghfous am Ball war. Dass die Mainzer trotzdem nur eine Torchance in der ersten Halbzeit durch den aus Dresden zurückgekehrten Sliskovic hatten (29.), lag vor allem an der viel Einsatz zeigenden Wormatia-Defensive, die sich immer wieder dazwischenwarf.
Der VfR erwischte einen Start nach Maß. Maximilian Mehrings Freistoßflanke segelte von rechts durch den Strafraum, in der Mitte gingen Dressler und sein Gegenspieler zu Boden und der Schiedsrichter pfiff die Szene ruhig ab. Es dauerte ein paar Sekunden, bis die rund 200 mitgereisten Fans realisierten, dass nicht auf Stürmerfoul, sondern auf Foulelfmeter entschieden worden war. Da Bektasi in Ludwigshafen zuletzt einen Elfmeter verschossen hatte, übernahm diesmal Marco Steil die Verantwortung und verwandelte sicher zur frühen Führung (6.). Alper Akcam, deutlich offensiver ausgerichtet als sein Pendant Christoph Sauter, hatte die erste gute Gelegenheit, verzog aber deutlich (25.). Knapp zehn Minuten später plötzlich die Riesenmöglichkeit für Bektasi. Der letzte Mann der Mainzer verstolperte in Strafraumnähe den Ball direkt vor Bektasis Füße und dieser versuchte es direkt. Der Abschluss war allerdings etwas zu hektisch und Nullfünf-Torwart Karius hatte aufgepasst (34.). Kurz darauf konnte gejubelt werden. Eine Mehring-Ecke wurde in den Rückraum abgewehrt, Gopko als weit aufgerückter letzter Mann köpfte den Ball retour Richtung Strafraum, Sandro Rösner verlängerte genau in den Lauf des unbewachten Sauter und dieser erzielte per Flachschuss durch die Beine das 2:0 (40.). Mit einem Warnzeichen ging es in die Kabine. Sliskovic zwang Kevin Knödler per Seitfallzieher zu einer spektakulären Parade. Dank des Abseits-Pfiffes eine Aktion für die Galerie, allerdings ein deutlicher Hinweis, die Mainzer Stürmer ja nicht unbewacht zu lassen.

Wormatia begann die zweite Hälfte mit einem Krettek-Schuss knapp über die Latte (46.). Mainz antwortete mit einem Freistoß aus dem Halbfeld. Daghfous trat diesen, wie man solche Freistöße optimalerweise tritt – scharf an den Fünfmeterraum. Als Torwart äußerst brenzlig, weil man beim Versuch zu Fausten sehr schnell sehr schlecht aussehen kann, andernfalls aber spekulieren muss, ob ein Stürmer noch den Kopf dazwischenhält oder ob der Ball direkt aufs Tor geht. Hier stand Sliskovic in der Flugbahn, kam aber nicht ran und der Ball schlug als Aufsetzer im Winkel ein (49.). Drei Minuten später wieder Freistoß: Gleiche Stelle, gleich ausgeführt, wieder war Sliskovic frei am Fünfer und diesmal auch per Kopf am Ball – Ausgleich (52.)! Unfassbar, dass auch diesmal die Zuordnung nicht stimmte. Wie schon beim Ausgleichstreffer der Freiburger am Wochenende. Dank Knödler kam es nicht noch dicker, er parierte kurz darauf gegen Sliskovic (56.). Nun entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Dresslers Kopfball nach einer Ecke wurde auf der Linie geklärt (59.), fast im Gegenzug tauchte erneut Sliskovic brandgefährlich im Strafraum auf und ein Akcam-Schuss wurde entscheidend zur Ecke abgefälscht (62.). Zunächst abgewehrt, eroberte sich Artur Krettek den zweiten Ball und flankte auf die andere Strafraumseite zu Mehring, der per Direktabnahme in die lange Ecke traf – die erneute Führung (62.). Die Wormaten versuchten, nachzulegen. Vor allem Romas Dressler war nun im Mittelpunkt. Sein Gewaltschuss wurde abgeblockt (64.), aus guter Position fehlte das Zielwasser (75.), ein Schuss in die kurze Ecke konnte Karius nicht überraschen (76.) und beim nächsten Versuch im Fallen war nicht genug Druck dahinter (78.). Auf der Gegenseite verfehlte Pfrengle das Tor per Flachschuss (68.). In der Schlussphase ließen sich die Wormaten jedoch immer mehr unter Druck setzen und zehn Minuten vor Schluss war es fast schon passiert – Daghfous befreite sich am linken Strafraumeck mit einer Körperdrehung von seinem Gegenspieler und traf per Außenrist die Latte (81.). Die Nachspielzeit war schon in Sicht, da flog ein langer Ball in den vollgestellten Strafraum und Gopko brachte den eingewechselten Müller zu Fall. Daghfous ließ sich diese Möglichkeit vom Elfmeterpunkt nicht nehmen (89.) und zwei von drei schon sicher geglaubten Punkten waren futsch.

Tore: 0:1 Steil (6./Foulelfmeter), 0:2 Sauter (40.), 1:2 Daghfous (49./Freistoß), 2:2 Sliskovic (52.), 2:3 Mehring (62.), 3:3 Daghfous (89./Foulelfmeter)
Gelb: Bektasi (55.), Krettek (82.)
Zuschauer: 600  Schiedsrichter: Weickenmeier (Frankfurt)

Wormatia Worms
Knödler – Gopko, Steil, Rösner, Krettek – Sauter (83. Abele), Himmel, Mehring, Akcam – Dressler, Bektasi.