FuPa.net | Als »bester Zweiter« hoch?

22.03.2021

Selbst bei Komplettabbruch der Oberliga-Saison eröffnen sich für Wormatia mehrere Wege in die Regionalliga

Worms. Mit den steigenden Corona-Zahlen rückt der Saisonabbruch im Amateurfußball näher. Das wirft die Frage nach Auf- und Abstiegsregelungen auf. Beim Südwestdeutschen Fußballverband (SWFV) hat man klar gestellt, dass bei Abbruch bis hoch zur Verbandsliga ohne Wertung annulliert wird. Auf der Ebene darüber aber ist die Lage eine völlig anderen. Schließlich wird die Regionalliga durchgespielt, es wird Absteiger geben. Die Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar (RPS) würde, wie Geschäftsführer Oliver Herrmann sagt, deshalb Aufsteiger in die Regionalliga melden wollen. Die anderen Oberligen wollen da wohl mitziehen.

Die Verbände: Die Regionalliga Südwest speist sich aus drei Oberligen. Die hiesige erstreckt sich über drei Fußballverbände und wird von einem eigenen Dachverband verwaltet, dem Regionalverband (FRV) Südwest. Die Oberliga Baden-Württemberg wird von drei Verbänden gemeinsam verwaltet. Die Federführung liegt beim Württembergischen Fußball-Verband (WFV). Die Hessenliga wiederum ist die höchste Spielklasse im Hessischen Fußball-Verband (HFV). Die Regionalliga wird durch eine eigene Gesellschaft getragen, bestehend aus den Fußball- und Regionalverbänden. Heißt: Das Handeln der Regionalliga wird sehr wesentlich bestimmt von den sieben Verbänden, die die darunter liegenden Oberligen verwalten.

Die Spielordnungen: Die Oberliga RPS hat per Spielordnung geregelt, dass bei Abbruch und Annullierung Aufsteiger und Qualifikanten in höher liegende Spielklassen gemeldet werden – unter Anwendung der Quotientenregelung. Hieße: Eintracht Trier würde als Aufsteiger, Wormatia Worms als Qualifikant gemeldet. Dass der FRV so handeln will, daran lässt Herrmann keinen Zweifel. Und: Eine einheitliche Lösung werde angestrebt. Das FRV-Präsidium könnte seine Spielordnung noch dahingehend ändern, dass der Meister in einer Endrunde oder im direkten Duell der Staffel-Ersten gekürt wird. Diese Idee ist nicht komplett vom Tisch.

In der Spielordnung der Hessenliga ist lediglich geregelt, dass bei Corona-bedingtem Abbruch der Verbandsvorstand über Auf- und Absteiger entscheidet. Das Gremium kommt am 27. März zusammen. Das Problem: Die Oberliga-Spitzenteams Richtung Regionalliga zu schicken, könnte zum Präzedenzfall für die niedrigeren HFV-Spielklassen werden. Wie entschieden wird, ist laut Verbandsfußballwart Jürgen Radeck völlig offen. Klagedrohungen solle man aber nicht zu hoch hängen. Wenn die Regionalliga Klubs absteigen lasse, könne sie auch welche aufnehmen, sagt Radeck einerseits – und wirft andererseits die Frage auf, wie fair ein Aufstieg nach 12 von 38 Hessenliga-Spieltagen wäre.

Der WFV stellte zwar klar, dass er selbst keine Ligen werten werde, wenn nicht bis zum 9. Mai weitergespielt werden kann. Aber: Die gemeinsame Spielkommission kann diese Regelung, wie Thomas Proksch sagt, ändern – und will das wohl auch. „Ich gehe davon aus, dass wir Aufsteiger melden“, sagt der Abteilungsleiter Spielbetrieb.

Die Regionalliga: Die GbR sagt, dass es Sache der zuständigen Oberliga-Verbände ist, Aufsteiger zu melden. Die Spielordnung sagt, dass die Landes- und Regionalverbände die direkten Aufsteiger „in eigener Verantwortung“ ermitteln. Von „bis zu vier“ Aufsteigern ist die Rede – und von Aufstiegsspielen der Tabellenzweiten. Hieße, wörtlich genommen: Gemeldete Meister könnten hoch, ohne Aufstiegsrunde aber keine Zweiten. Darüber will die Liga-GbR aber noch mal reden. „Der DFB-Spielausschuss wird Ende März eine Richtung vorgeben“, sagt Geschäftsführer Sascha Döther. Möglich, dass dort zumindest eine halbe Saison als Grundlage für einen Aufstieg definiert wird. Doch die Regionalliga, also letztlich die Summe der Oberliga-Vertreter, entscheidet selbst. „Vergleichbare Regelungen“ in allen drei Oberligen strebt auch Döther an.

Es bleiben viele Fragen offen. Was sagen eigentlich die Abstiegskandidaten der vierten Spielklasse? Diese haben schließlich eine „Ochsentour“ mit 42 Spielen zu bewältigen. Und doch müsste ein Sechstletzter absteigen – zugunsten eines Teams, das eine Liga tiefer kein Drittel seiner Saison gespielt hat und seit Oktober gar nicht mehr aktiv ist. Hier formiert sich wohl Widerstand. „Nach Ostern wird es klare Signale geben“, denkt Radeck.

Fazit: Das Schiff steuert Richtung Aufstieg – für Eintracht Trier, SG Barockstadt und SGV Freiberg. Wormatia (24 Punkte/9 Spiele) hat unter den Dritten den besten Quotienten, und auf dessen Basis stieg vor einem Jahr Hessen Kassel auf. Hessen Dreieich (31/12) und Stuttgarter Kickers (30/13) dürfen, wie Proksch andeutet, aber auf eine Aufstiegsrunde der Zweiten Ende Juni hoffen.