Wormser Zeitung | Fußballer im Südwesten ärgern sich über den Standy-Modus

11.03.2021

Das Präsidium des Südwestdeutschen Fußballverbandes hat die Entscheidung über einen Abbruch der unterbrochenen Saison erneut vertagt. Dabei gibt es unglaublich viele Fragezeichen.

WORMS - Der Südwestdeutsche Fußballverband (SWFV) behält den Strohhalm in der Hand. Den 7. April hat sich das Präsidium des SWFV als letzte Frist gesetzt, um über die Fortsetzung der Ende Oktober abgebrochenen Saison zu entscheiden. Die Meinungen mit Blick auf diese Entscheidung sind geteilt. Reichen von der Hoffnung auf Fortführung der Runde bis hin zur eindeutigen Ablehnung.

Auch im Verbandsvorstand wurde munter diskutiert. Und ohne Gegenstimmen kam die Entscheidung auch nicht zustande. „Mehrheitlich“, so vermeldet Tim Peter als Assistent der Geschäftsleitung, sei diese gefallen. Die Verbandsoberen setzen darauf, dass nach dem 5. April möglicherweise ein unbeschränktes Mannschaftstraining wieder möglich ist. Seitens der Politik steht dieses Datum im Raum, sollten die Infektionszahlen nicht wieder deutlich steigen. Es wäre der Optimalfall und ist zugleich das ultimativ letzte Datum, um die Runde fortzuführen. Spätestens Anfang Mai müsse damit begonnen werden, um auch bis zum 30. Juni ins Ziel zu kommen.

Wobei: „Ich bezweifle, dass selbst das überhaupt funktionieren würde“, sagt Michael Best. Der Trainer des SV Rheingold Hamm erklärt seine Einschätzung: „Einige Mannschaften sind deutlich mehr in Rückstand als andere.“ In der Tat: Etwa Basara Mainz in der Verbandsliga oder die SG Spiesheim in der A-Klasse haben noch zwölf Spiele zu absolvieren. Bei neun Wochenenden im Mai und Juni würden mehrere englische Wochen nötig. Und dies auch andernorts, gibt es doch viele Mannschaften, die zumindest zehn offene Spiele in ihrem Terminplan stehen haben. Und der Pokal soll ja auch noch gespielt werden.

Eine Fortsetzung der Fußball-Saison bleibt unrealistisch

„Alle haben ein Berufsleben“, schüttelt Michael Best da den Kopf – und erinnert daran, dass es weitere Spielausfälle nicht geben dürfte. Auch den Verbandsoberen ist letztlich bewusst, dass „je nach Inzidenzwerten zusätzliche einschränkende kommunale Verfügungen möglich“ wären. So formuliert es Tim Peter.

Stichwort Einschränkungen. Genau hier ist für Michael Best ein Knackpunkt erreicht. „Mir wäre es wichtiger, dass wir erst mal unser normales Leben wieder haben, bevor man wieder an Fußball denken kann“, sagt der Trainer. Er plädiert in der Konsequenz – obwohl er mit seiner Elf in der A-Klasse vorne mitmischt – für einen Abbruch der Saison. Zum Training geladen hat er noch nicht. Unter den derzeitigen Bedingungen, also in Zehnergruppen und kontaktlos, sei das nicht mehr als Beschäftigungstherapie. Und: „Ich habe eine Verantwortung den Jungs gegenüber.“

Pirmasens und Frankenthal droht Ende der Lockerungen

Das Virus mit all seinen Mutanten zirkuliert eben. Und in Frankenthal hat es gerade erst wieder (wie auch in Pirmasens) zu einer drastischen Steigerung der Inzidenzzahl geführt. Die Zurücknahme aller Lockerungen droht. Bedeutet? Noch sind zumindest beim VfR Frankenthal alle Spieler wieder auf dem Platz, wie der Vorsitzende Salvatore Mauro bestätigt. „Wir haben zwei Gruppen, auf jeder Platzhälfte eine“, beschreibt er – und weiß natürlich, dass alles auf wackligen Füßen steht. Deshalb: „Wir haben bei der Stadt angefragt. Es wurde gesagt, dass zunächst mal alles so bleibt.“ Eine Reduzierung der Trainingsgruppen auf fünf Mann wäre in seinen Augen auch noch kein Problem: „Unsere Anlage ist groß genug, um die Abstandsregeln einzuhalten.“ Auch die Frankenthaler mischen in ihren Klassen mit erster und zweiter Mannschaft vorne mit, würden gerne weiterspielen. Mauro sagt aber: Gleiche Bedingungen für alle sollten sein.

Genau davon kann man beim SV Rülzheim derzeit nicht sprechen. Weil im Kreis Germersheim die Inzidenzzahl zuletzt noch über 100 lag, musste die Kreisverwaltung die „Notbremse“ ziehen und die landesweit gültigen Lockerungen untersagen. „Bei uns ist kein Training möglich“, erzählt Uwe Drews. Der SV-Vorsitzende kann sich deshalb mit der Vertagung des SWFV-Präsidiums überhaupt nicht anfreunden. Die Liste der Fragezeichen, die sich für ihn so auftun, ist lang. Wann kann es in Rülzheim losgehen? Zuletzt ist die Inzidenz zwar unter 100 gefallen. Was aber, wenn sich die Entwicklung wieder umkehrt? Oder die 100 wieder überschreitet. Für Drews nur eine Frage der Zeit: „Wir testen jetzt mehr, da wird es auch mehr Fälle geben.“

Und was, wenn tatsächlich gespielt werden kann? Werden Zuschauer zugelassen? „Vergangene Saison hatten wir 400 Zuschauer im Schnitt“, erzählt Drews. „Ohne hätten wir keine Einnahmen.“ Dafür Kosten für Schiedsrichter, Trainer, Spieler. Vielleicht Selbsttests. Der Vorsitzende fühlt sich allein gelassen, hätte sich Planungssicherheit statt Standby-Modus gewünscht: „Der Verband lässt die Vereine im Regen stehen.“