Vom Schnellzug überrollt

Wormatia kommt in der ersten Halbzeit böse unter die Räder, im zweiten Durchgang nochmal ran und muss am Schluss ein 2:7 verdauen.

Weil neben Marcel Abele (Muskelfaserriss) auch Eugen Gopko (krank) ausfiel, musste Trainer Boysen die komplette Defensivzentrale umbauen. Marco Stark und Benni Himmel bildeten die Doppelsechs, neben Erdal Celik verteidigte Patrick Wolf. Tief stehen, Stabilität finden, Räume eng und dem Gegner das Leben schwer machen, lautete die Devise. Die gleiche Marschrichtung, mit denen die kleinen Teams in der Bundesliga Woche für Woche versuchen, gegen den FC Bayern zu bestehen. Nur machten die Wormaten auch die gleichen Fehler. Wenn der Gegner durch Beweglichkeit, überragendes Passspiel und Ballsicherheit – kurz: verdammt guten Fußball – besticht, dann muss man eben eng am Mann stehen und Zweikampfhärte zeigen, damit den Gegenspielern die Lust vergeht. Freiburg zeigte, dass man absolut zu Recht um den Aufstieg mitspielt. Und der schwerfällig wirkende VfR lief ehrfurchtsvoll nur hinterher. Schon die Anfangsminuten ließen nichts Gutes erahnen, zu abgeklärt und fehlerlos kombinierten sich die Gäste auf dem heute gut bespielbaren Rasen Richtung Carsten Nulles Strafraum. Ein Pass in die Spitze zerschnitt die Defensive, Raschid El-Hammouchi kam nicht mehr heran und Kath überlistete Nulle mit einem Schuss in die kurze Ecke (18.). Der Auftakt zu einer gehörigen Tracht Prügel. Falahen erhöhte mit zwei weiteren Treffern auf 0:3 (25., 27. Foulelfmeter). Gnadenlos bestrafte Freiburg Wormatias (zahlreiche) Fehler, unter Mithilfe von Patrick Wolf lupfte Philipp zum 0:4 (34.). Auch wenn Adam Jabiri (32.) und Lucas Oppermann (44.) zwei Torchancen hatten – Wormatia war hoffnungslos unterlegen und man musste Angst vor der zweiten Halbzeit haben. Boysens Fazit: „Beschämend.“

Stattdessen kam Wormatia doch noch einmal zurück. Ja, Freiburg schaltete zwei Gänge zurück. Aber angeführt von Oppermann und Himmel spielte der VfR trotzig und endlich mit dem nötigen Körpereinsatz nach vorne, brachte die beste Defensive der Liga tatsächlich in Bedrängnis. Himmel setzte bissig nach, eroberte prompt den Ball und legte für Jabiri auf, der mit Drehschuss das 1:4 erzielte (56.). Himmel spitzelte nach großem Kunstmann-Einsatz am Tor vorbei (68.), der eingewechselte Kevin Feucht verkürzte nach Zinram-Flanke mit seinem Tor-Debüt auf 2:4 (74.). Man mag jetzt die Nase rümpfen und augenrollend auf das Endergebnis verweisen – aber ein weiterer Treffer und damit vielleicht sogar das Kippen des Spiels schien tatsächlich noch im Bereich des Möglichen zu sein. Jegliche aufkommende Euphorie wurde jedoch jäh erstickt, als Gabriele (unter wütenden „Abseits“-Rufen des Publikums) mit dem 2:5 den Deckel drauf machte (78.). Die weiteren Treffer zum 2:7-Endstand durch Diagne (88.) und Falahen (89.) waren so ärgerlich wie überflüssig.

Nächste Woche führt die Reise zu Hessen Kassel, die mit zwei Siegen aus dem Winter gekommen sind. Damit belegen diese den jetzt schon kaum noch erreichbaren Platz 14. Mit einer Leistung wie in der ersten Halbzeit wird der Rückstand weiter wachsen.

Tore: 0:1 Kath (18.), 0:2 Falahen (25.), 0:3 Falahen (27./Foulelfmeter), 0:4 Philipp (34.), 1:4 Jabiri (56.), 2:4 Feucht (74.), 2:5 Gabriele (78.), 2:6 Diagne (88.), 2:7 Falahen (89.)
Gelb: Nulle (27.), B. Weisenborn (89.) / –
Zuschauer: 773  Schiedsrichter: Günsch (Marburg)   

Wormatia Worms
Nulle – El-Hammouchi, E. Celik, P. Wolf, T. Bauer (20. B. Weisenborn) – Wölk, Himmel, Stark (46. Zinram), Oppermann – Jabiri (71. Feucht), Kunstmann.

Pressekonferenz (mp3)