Eine reine Nervenschlacht

Mit dem 3:2-Erfolg beim direkten Konkurrenten FK Pirmasens hat Wormatia einen enorm wichtigen Dreier auf dem Weg zum Klassenerhalt eingefahren. Die Wormatia-Redaktion sprach nach der Partie mit Cheftrainer Steven Jones.

Wormatia-Redaktion: Hallo Steven, mal ehrlich, wie schwer waren die Steine, die dir beim Schlusspfiff in Pirmasens vom Herzen gefallen sind?

Steven Jones: Das kann ich gar nicht sagen, aber es müssen schon einige Zentner gewesen sein. Ich war vorher schon sehr angespannt, weil mir bewusst war, wie viel für uns auf dem Spiel stand. Und dann kassieren wir schon in der allerersten Minute das 0:1… Wie die Mannschaft diesen Nackenschlag weggesteckt hat und das Spiel auch nach dem neuerlichen Rückstand wieder gedreht hat, das war einfach sensationell. Letztlich war es eine reine Nervenschlacht, ein wahnsinnig intensives Spiel auf einem Platz, auf dem Fußball kaum möglich war. In der Schlussphase, als der FKP alles nach vorne geworfen und nur noch mit weiten hohen Bällen agiert hat, haben sich unsere Spieler mit allen Körperteilen reingeschmissen und so den letztlich verdienten Sieg über die Zeit gebracht.

Wormatia-Redaktion: Nach diesem so wichtigen Dreier beträgt der Abstand zur Abstiegszone fünf Punkte, acht Spiele sind noch zu absolvieren. Wie viele Punkte sind nötig, um bei fünf Absteigern auf der ganz sicheren Seite zu sein?

Steven Jones: Ich denke, dass wir noch 8 bis 9 Punkte brauchen, um den Regionalliga-Verbleib zu sichern. Nur das kann und muss unser Ziel sein. Wir stellen uns dieser Herausforderung und werden alles in unseren Kräften stehende tun, um die Saison zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Und das kann in unserem Fall nur der Klassenerhalt sein. Denn wenn wir die Klasse aufgrund unserer begrenzten Möglichkeiten halten, ist das schon als Erfolg zu werten.

Wormatia-Redaktion: 26 Spiele sind vorbei, 16 mit dir als Cheftrainer. Wie siehst du rückblickend den bisherigen Saisonverlauf?

Steven Jones: Die Tabelle lügt nicht, der Tabellenplatz entspricht unserem Leistungspotenzial. Wir waren zwar in nahezu allen Spielen mit unseren Gegnern auf Augenhöhe, gerade auch gegen Spitzenteams wie Waldhof, Elversberg, Trier, Saarbrücken, Offenbach oder Kassel. Aber immer wieder hatten wir kleine Aussetzer, fehlten nur ganz wenige Prozente, machten geringe Kleinigkeiten den Unterschied aus. Das zieht sich wie ein Roter Faden durch die ganze Runde.


Wormatia-Redaktion: Ist es nicht möglich, diese individuellen Fehler durch gezieltes Training zu minimieren?

Steven Jones: Das ist weniger eine Frage des Trainings, sondern vor allem eine Frage der Qualität. Und über diese Qualität verfügen wir aufgrund unserer doch sehr begrenzten finanziellen Möglichkeiten leider nicht. Da sind uns die Spitzenteams meilenweit voraus. Selbst die Steinbacher, die fünf Punkte hinter uns stehen, haben einen Etat, von dem wir nur träumen können. Deshalb müssen wir unsere Situation ganz realistisch einschätzen: Wir stehen auf einem Tabellenplatz, der unseren Gegebenheiten entspricht.

Wormatia-Redaktion: Sieht man mal von dem Sieg im „Fernseh-Spiel“ gegen Saarbrücken ab, so ist es nach der Winterpause nicht besonders gut gelaufen. Worin siehst du die Gründe dafür?

Steven Jones: Zum einen waren unsere Gegner Saarbrücken, Kassel, Offenbach und auch Homburg wirklich keine „Laufkundschaft“, zum anderen konnte ich in keinem Spiel die gleiche Formation aufbieten. Immer wieder fielen wichtige Spieler durch Verletzung oder Gelb-Sperren aus. Am schwersten wiegt sicher der lange Ausfall von Benni Himmel, der uns besonders in der Defensivarbeit, aber auch als Motivator auf dem Platz sehr fehlt.

Wormatia-Redaktion: Alan Stulin und Eugen Gopko haben ihre Verträge bereits verlängert, weitere Spieler stehen kurz vor der Unterschrift. Zeigt das nicht deutlich, dass sie alle vom Regionalliga-Verbleib überzeugt sind?

Steven Jones: Natürlich sind sie das! Der Klassenerhalt ist das große Ziel, und dafür wollen und werden die Spieler mit Sicherheit alles geben. Besonders erfreulich ist in diesem Zusammenhang die Super-Stimmung, die in den letzten Heimspielen auf der Vortribüne erzeugt wurde. Diese Rückenstärkung ist gerade für unsere vielen jungen Spieler enorm wichtig.

Wormatia-Redaktion: Stichwort „junge Spieler“: Mit Enis Aztekin wurde bereits ein 20-jähriges hoffnungsvolles Talent für nächste Saison verpflichtet. Wird dieser Trend also fortgesetzt?

Steven Jones: Wir haben gar keine andere Wahl. Ein Verein wie Wormatia, der finanziell nicht auf Rosen gebettet ist, kann in der Regionalliga nur überleben, wenn er in Zukunft verstärkt auf junge Eigengewächse setzt. Deshalb haben wir den Regionalliga-Kader ganz eng mit der U19 und U23 verzahnt. Einige unserer Talente trainieren schon regelmäßig bei der 1. Mannschaft mit oder sind sogar schon in Punktspielen zum Einsatz gekommen. Das wird unser zukünftiger Weg sein. Zeiten, in denen 14 und mehr neue Spieler von außerhalb geholt wurden, gehören der Vergangenheit an.

Wormatia-Redaktion: Bedeutet das einen radikalen Verjüngungsprozess?

Steven Jones: Nein, natürlich nicht! Mit 19-jährigen Talenten allein kann man in der Regionalliga nicht bestehen. Wir wollen vielmehr einen Stamm aus erfahrenen Spielern, die sich hundertprozentig mit Wormatia identifizieren, halten und diesen Kader gezielt durch talentierte Nachwuchskräfte ergänzen. Auf diese Weise soll eine Mannschaft kontinuierlich zusammenwachsen und über einen längeren Zeitraum auch möglichst weitgehend zusammenbleiben. Eine solche Truppe könnte eines Tages dann vielleicht sogar den finanziell wesentlich besser ausgestatteten Klubs Paroli bieten.

Wormatia-Redaktion: Wir bedanken uns für das interessante Gespräch und wünschen dir sowie der Mannschaft, dass das Ziel Klassenerhalt möglichst bald erreicht wird.

Das Gespräch führte Frank Beier